Glücksspiel? - Wirf Dein Geld doch gleich in die Tonne

Am 25. September 2019 wurde in 13 hessischen Städten Geld in Mülltonnen geworfen, um zu demonstrieren, wie unwahrscheinlich ein Gewinn beim Glücksspiel ist. Im Rahmen des hessenweiten Aktionstages zur Glücksspielsucht unter dem Motto »Glücksspiel? – Wirf Dein Geld doch gleich in die Tonne! « will die Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) und die - mit Landesmitteln finanzierten - regionalen Fachberatungen auf die Risiken von Glücksspielen aufmerksam machen.

Als Blickfang wurden am Obermarkt in Eschwege inmitten des allwöchentlichen Marktreibens zwei große graue Mülltonnen aufgestellt, bei denen einem sofort das Ausmaß an den bunten Geldscheinen ins Auge gefallen ist, mit denen die Tonne befüllt war. Interaktiv wurde es dann beim Glücksrad, bei dem die Passanten die Chance hatten, sich einen praktischen Regenschirm zu erspielen, jedoch nicht ohne auf Risiko zu gehen. Wer auf der sicheren Seite sein wollte, konnte das Spiel jederzeit stoppen und hat dann einen kleinen Preis in Form eines Brillenputztuches erhalten. „Man ist dann schon angefixt und zockt, um den Hauptgewinn zu bekommen. Gerade weil es heute auch so stark regnet, hätte ich den Schirm gut gebrauchen können. Hinterher ärgert man sich, wenn man mit leeren Händen dasteht!“ so eine Marktbesucherin. Symbolisch wurde das verlorene Geld dann in die Tonne geworfen. 

In Hessen haben mehr als 37.000 Menschen massive Probleme mit Glücksspielen. Hinzu kommen zahlreiche Angehörige, die von dieser Problematik mitbetroffen sind. Dazu zählt nicht nur der engste Familienkreis, sondern auch Freunde, Arbeitgeber, Kollegen und viele Weitere.  

Das Geschäft mit dem Glücksspiel floriert. Gerade im Internet steigen die generierten Umsätze aus dem Glücksspielbereich. „Die große Auswahl und schnelle Verfügbarkeit der Online-Casinos und Sportwettanbieter im Internet ist für viele Glücksspieler*innen nicht nur wegen der Anonymität von Interesse. Gerade in einer Kleinstadt wie Eschwege wird aus Scham- und Schuldgefühlen häufiger auf den Online-Bereich ausgewichen.“ so Anna Niebeling von Fachstelle für Suchthilfe und Prävention des Diakonischen Werks Werra-Meißner. 

Neben mehr als 4.000 Websites mit Angeboten zu Online-Glücksspielen ist in Hessen das Glücksspielangebot vielerorts sichtbar, rund um die Uhr verfügbar und inzwischen Begleitung auf Schritt und Tritt: über 2.000 staatliche Lotterieannahmestellen, 4 Spielbanken, über 18.000 Geldspielgeräte in Spielhallen und Gaststätten und zahlreiche bisher unlizenzierte Sportwettbüros. Laut einer alljährlichen Untersuchung des Arbeitskreis gegen Spielsucht e.V. betrug 2018 der Kasseninhalt, generiert durch den Geldverlust des Spielers an Geldspielgeräte in Spielhallen, allein in Eschwege 2.5 Mio. €. Im Bereich der Geldspielgeräte in der Gastronomie waren es ca. 580.000€. 

Glücksspielsucht stellt eine ernstzunehmende psychische Erkrankung dar. Beratung und Therapie sowie auch Selbsthilfegruppen können die Spieler*innen und deren Angehörige unterstützen. Die Fachstelle für Suchthilfe und Prävention des Diakonischen Werks Werra-Meißner zählt zu einer der 13 hessenweiten Fachberatungen für Glücksspielsucht. Sowohl Betroffene als auch Angehörige können sich dort informieren und beraten lassen. Auch bei der Antragsstellung in eine geeignete Therapie wird Unterstützung angeboten. Terminvereinbarungen sind unter der 05651-3394292 oder a.niebeling@diakonie-werra-meissner.de möglich. Die Beratung untersteht der Schweigepflicht und ist kostenfrei.