HomeOffice und Suchterkrankung

Die Werra-Rundschau hat am 19.02.2021 unsere Beraterinnen Anna Niebeling und Anna Samland interviewt. Befragt wurden sie, welche Auswirkungen die aktuelle Corona-Situation und – damit verbunden – für viele Arbeitnehmer auch die Arbeit im HomeOffice hat.

Warum sollte HomeOffice etwas mit einer Sucht zu tun haben?

Angesichts der aktuellen Corona-Pandemie ist das HomeOffice eine sinnvolle Maßnahme, um Ansteckungen zu vermeiden. Allerdings verschwimmen zuhause dann oft die Grenzen zwischen Privatem und Arbeit. Dadurch, dass Strukturierung wie der Hin- und Rückweg, geregelte Pausen etc. wegfallen, ist es schwierig, beides klar voneinander zu trennen. Hinzu kommt, dass je nach Größe der Wohnung auch keine räumliche Trennung möglich ist und vielleicht am Esstisch gearbeitet werden muss. Vielleicht ist auch der Job durch die wirtschaftliche Lage gefährdet, was zusätzlich große Sorgen verursacht. Durch fehlende soziale Kontakte fehlen „Highlights“, die sonst Kraft geben für den Alltag. Wenn dann noch Kinder im Homeschooling dazukommen ist die eh schon große Belastung oftmals kaum noch auszuhalten.

Für Menschen mit einer Suchterkrankung können all diese Punkte sowie das Fehlen der Struktur und der sozialen Kontakte bedeuten, dass der Konsum deutlich zunimmt. Wenn z.B. niemand mehr eine Alkoholfahne bemerken könnte, kann man auch morgens schon etwas trinken. Auch durch fehlende Pausen und einen enormen Leistungsanspruch an sich selbst, kann die Frustration steigen. Die Arbeit wird zuhause vielleicht auch bis in den späten Abend hinein gezogen oder nach Feierabend noch lange bei den Hausaufgaben der Kinder geholfen. So bleibt keine Zeit mehr für Erholung. Dann werden Suchtmittel attraktiv um für schnelle Entspannung zu sorgen.

Damit es nicht so weit kommt, kann jeder Mensch versuchen gegenzusteuern.

Was hilft, um gut im HomeOffice klarzukommen?
Selbstfürsorge ist wichtig, um einer Sucht entgegen zu wirken.

Hierfür gaben wir im Interview verschiedene Tipps:

  • Bestmögliche Trennung zwischen Arbeit und Privatem, nicht nur gedanklich, sondern auch räumlich.
  • Pausenzeiten und Feierabend einhalten! Man muss nicht immerzu erreichbar sein, selbst wenn ein Chef dies gern hätte.
  • Jeden Tag sich selbst etwas Gutes tun. Und zwar bewusst! Nicht darauf warten, dass etwas Tolles passiert – sorg selbst dafür!
  • Versuchen, sich eine positive Grundeinstellung anzutrainieren: z.B. in dem man damit beginnt, jeden Abend zu überlegen, was am heutigen Tag gut war. Es muss eine Sache gefunden werden, auch wenn sie noch so unbedeutend erscheint.
  • Den eigenen Anspruch senken. Wir leben aktuell in einer Krisenzeit. Da ist es okay, wenn man nicht alle Aufgaben schafft. Es ist okay, wenn die eigenen Energievorräte aufgebraucht sind. Und es ist okay, „Nein“ zu sagen, wenn man etwas nicht kann. Es ist auch okay, nur 80% geben zu können. Oder nur 60%. Wichtig ist nur, dass man möglichst gesund durch diese Zeit kommt. Und das gilt nicht nur für körperliche Erkrankungen.